ABSCHIEDSBESUCH BEI DEN „ZWILLINGEN“
EIN LETZTES MAL UNTER DEN KÜHLTÜRMEN
Vor kurzem hat eine Delegation des Rathauses, gemeinsam mit Soldaten der Infanterieschule Hammelburg die Kühltürme des Kernkraftwerks Grafenrheinfeld (KKG) zum letzten Mal besucht.
Die Sprengung der markanten Kühltürme steht kurz bevor. Sie haben lange Zeit das Landschaftsbild geprägt. Die beiden Türme sind ein gewohntes Bild und auf jeden Fall auch ein sichtbares Stück Grafenrheinfelder Geschichte geworden.
Ich erinnere mich auch lebhaft an die vielen Besuche als Kind im Rahmen des gemeindlichen Ferienprogramms. Diese Ausflüge ins Kernkraftwerk waren ein Highlight, bei denen wir nicht nur die riesigen Anlagen bestaunen konnten, sondern auch bereits als Kinder viel über die Energieerzeugung gelernt haben.
Der Besuch hat mit einer Führung durch das Werk begonnen, bei der uns noch einmal die beeindruckende Technik und die Geschichte des KKG nähergebracht wurden. Der Rückbau läuft. Die Rückbauarbeiten wurden durch Kraftwerksleiter Bernd Kaiser genau erklärt und die notwendigen Anlagen vorgestellt.
Besonders emotional war für mich der letzte Gang zu den Kühltürmen, die seit Jahrzehnten ein Wahrzeichen der Region darstellen. Wir haben an den Dampfschwaden immer genau gewusst, woher der Wind weht. Die beiden Zwillinge waren für mich und sicherlich auch für viele Menschen aus der Region immer auch ein optischer Ankerpunkt. Wo Rafeld ist, haben wir schon von weitem gesehen.
Dieser Abschiedsbesuch markiert das Ende einer Ära und den Beginn eines neuen Kapitels. Das KKG hat nicht nur zu Entwicklung Grafenrheinfelds, sondern auch zu Entwicklung der gesamten Region einen erheblichen Beitrag geleistet. Es hat damit über Jahrzehnte einen signifikanten Beitrag zur Versorgung Bayerns mit elektrische Energie geleistet.
Die bevorstehende Sprengung der Kühltürme wird ein symbolträchtiger Moment sein, der das Ende der Nutzung der Kernenergie in unserer Region auch optisch dokumentiert. Das KKG in Grafenrheinfeld war mehrfach Weltmeister in der Produktion und der Zuverlässigkeit.
Ich blicke dankbar zurück. Ich bedanke mich bei den Mitarbeitern des KKG für ihre jahrzehntelange Arbeit und ihren Einsatz.
Viele davon sind Mitbürgerinnen und Mitbürger aus Grafenrheinfeld. Ihnen ist es gelungen, mit höchster Zuverlässigkeit während der 33 Jahre Betriebsdauer insgesamt 315.240 Gigawattstunden elektrischen Strom zu erzeugen, was einem Durchschnitt von 9.410,2 GWh/Jahr entspricht.
Die Herausforderungen, die jetzt vor uns liegen, müssen und werden wir annehmen. Das Zwischenlager ist eines dieser Herausforderungen. Es wird über viele Jahrzehnte noch hier am Standort stehen. Gemeinsam mit allen anderen Kernkraftwerkstandortgemeinden beobachten wir ganz genau, wie man mit uns als Zwischenlager Standort umgeht. Wir sind mit der Bundespolitik, mit allen zuständigen Stellen und Behörden in engster Verbindung.
Unser KKG hat über drei Jahrzehnte vielen Menschen hoch qualifizierte Arbeitsplätze geboten. Ich wünsche mir, dass es gelingt, dieses hervorragend entschlossene Areal wieder so zu nutzen, dass auch künftig heimatnahe Arbeitsplätze zur Verfügung stehen.
Innovative Unternehmen, möglicherweise auch aus dem Bereich der Energiewirtschaft könnten hier ihre Heimat finden.
Christian Keller
Erster Bürgermeister
Hier die Leistungsdaten (Quelle: Wikipedia):
Das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld wurde gleich im ersten vollständigen Betriebsjahr Kraftwerksweltmeister.
Im Jahr 1983 produzierte es 9,96 Milliarden Kilowattstunden Bruttostrom (9,41 Milliarden Kilowattstunden Nettostrom) und damit mehr als jede andere Anlage weltweit.
Im nächsten Jahr, 1984, war es erneut das leistungsfähigste Kernkraftwerk weltweit und erhielt wieder diesen Titel. Zudem stellte es einen neuen Weltrekord auf: Mit 10,15 Milliarden produzierten Kilowattstunden Bruttostrom (9,59 Milliarden Kilowattstunden Nettostrom) wurde zum ersten Mal weltweit von einem Kernkraftwerk die Grenze von zehn Milliarden Kilowattstunden überschritten.
Auch in den darauffolgenden Jahren zählte das Kernkraftwerk zu den leistungsstärksten weltweit und platzierte sich insgesamt 15 Mal in der internationalen Top-Ten-Liste. Im Jahr 2001 produzierte es den meisten Strom in seiner Betriebsgeschichte. Mit 11,15 Milliarden Kilowattstunden Bruttostrom kam es mit Platz 7 zum letzten Mal in die internationale Top-Ten-Liste.
Seit 2002 befindet sich das Kernkraftwerk nicht mehr unter den zehn leistungsstärksten, obwohl die produzierte Energie gesteigert wurde. Im Jahre 2009 erzielte das Kernkraftwerk mit 11,06 Milliarden Kilowattstunden Bruttostrom (10,45 Milliarden Kilowattstunden Nettostrom) das zweitbeste Ergebnis in der Betriebsgeschichte.
Am 20. Februar 2007 konnte Grafenrheinfeld sein Energie-Jubiläum feiern. An diesem Tag erreichte das Kraftwerk die Menge von 250 Milliarden erzeugten Kilowattstunden seit der Inbetriebnahme im Dezember 1981. Das gelang Grafenrheinfeld als drittes Kernkraftwerk in der Welt nach Unterweser und Grohnde.
Das Kernkraftwerk produzierte seit der Leistungssteigerung 1993 durchschnittlich etwa 10,5 Milliarden Kilowattstunden jährlich, was etwa dem jährlichen Strombedarf von 3,8 Millionen Haushalten oder einem Fünftel des Bedarfs von Bayern entspricht.
Das Kernkraftwerk Grafenrheinfeld zählte weltweit zu den Kernkraftwerken mit der höchsten Verfügbarkeitsrate. Seit der Inbetriebnahme 1982 hatte es bis Ende 2011 eine durchschnittliche Betriebszeit von 88,4 Prozent. Im Jahre 2001 hatte es mit 8392 Betriebsstunden die höchste Verfügbarkeit, was einer Verfügbarkeit von 95,8 Prozent entsprach. Die geringste Verfügbarkeit bestand im Jahre 1990 mit 6743 Betriebsstunden und 76,97 Prozent. Die durchschnittliche Zeit, in der Strom in das Netz eingespeist wurde, der sogenannte Nettobetrag, lag von 1982 bis Ende 2011 bei 87,2 Prozent.
Während seiner 33 und ein halbes Jahr Betriebsdauer hat es insgesamt 315.240 GWh erzeugt, was einem Durchschnitt von 9.410,2 GWh/Jahr entspricht.